Polen – Land der Autodiebe? Ostblockland? Rechtsruckland? Keine-Flüchtlinge-aufnehmen-will-Land? Land der betrunkenen Männer mit Schnauzbärten? Benzin- und Zigarettenbilligland?

Einfahrt von Berlin in Bunzlau – Japaner, Engländer, Deutsche, Kanadier in der großen Fabrikverkaufsausstellung des Bunzlauer Keramikherstellers. Die Augen gehen uns über: So schöne Stücke! Diesmal vervollständigen wir unseren Küchenbestand um eine wunderschöne Backform und Eierbecher. Um uns herum Gemurmel und Staunen in vielen Sprachen. Kein Korb, kein Auto bleibt leer. Vorsichtig und liebevoll werden die ausgesuchten Stücke in einen Karton verpackt und verstaut. Und weiter geht’s.

Ankunft in Breslau – Aparthotel – im gleichen Gebäude wie das Hilton – Rezeption im supermodernen Büro im 4. Stock bei zwei Hostessen – Geschäftssprache: Englisch. Karte gescannt – Tür geöffnet – Wow: was für ein Appartement!!! Große Fensterfront mit Balkon auf den grünen Innenhof, begehbarer Kleiderschrank versteckt hinter der Küchenzeile mit Kühlschrank und Mikrowelle, mit einem durch einen halbdurchsichtigen Vorhang vom Gesamtraum abtrennbarem großes Bett und tollem Sanitärraum. Kein sichtbares Kabel, versenkbare Steckdosen, Tee, Kaffee, Salz und Pfeffer aufgefüllt. Ein Traum von einem Appartement für 67,5 € pro Nacht.

Morgens Frühstück im nebenliegenden modernen Etno-Café: Longe-Musik, Tische mit Lademöglichkeiten für Mobilgeräte, freies W-Lan, Joghurt-Müsli, Rührei zur Wahl mit Schinken oder getrockneten Tomaten, Croissant und Café – ein wunderbarer Start in den Tag!

Auf den Straßen – schick und modern gekleidete Menschen miteinander plaudernd, viele herausgeputzte Kinder, wohltuend – nur Europäer, überhaupt keine Muslime und Musliminnen, ein Geborgenheitsgefühl macht sich breit: Ah, so war das, bevor die Flüchtlinge kamen! Etwas Schönes, in Vergessenheit Geratenes meldet sich vehement und führt sofort zum Konflikt mit dem derzeit eigenen Projekt – der Unterstützung von zwei Flüchtlingsfamilien hier in Berlin. Schnell verdrängen!

Es ist schön hier in der Stadt – die wundervollen Parks, die Wasserspiele an der Jahrhunderthalle, der immer wieder herrliche Blick auf die Dominsel, der Ring mit dem Rathaus im Zentrum, Kultur und Kunst im öffentlichen Raum, das abendliche Leben in den Clubs und kleinen Insiderrestaurants mit den verschiedensten immer frisch zubereiteten Speisen und Getränken. Müde fallen wir in unser schönes Bett.

Den Bummel durch die verführerisch gestalteten Geschäfte heben wir uns bis zuletzt auf. Die Taschen gefüllt mit modernen, aus neuen Materialien gefertigten „Klamotten“

sagen wir:

By, by, Breslau! (angekommen im Westen) Wir kommen im Frühjahr wieder. Dann bekommen wir 10% ermäßigt im schönen Appartementhotel.

Marion und Egon Höcker, 03.10.2017